Zu einem wirklich gut gestalteten Dokument gehört neben Erfahrung bei der Bedienung der Software auch eine gehörige Portion Wissen über Gestaltungsprinzipien und -regeln. Ein paar Praxistipps und Hintergrunderklärungen finden Sie in diesem Workshop.
Schriftarten und Schriftschnitte
Was ist eine Schrift? Die typographische Antwort lautet: „Eine Schriftart ist eine Ansammlung von Zeichen (meist das Alphabet, Ziffern und diverse Satzzeichen) in einer einheitlichen Gestaltung". Hier kommt der Begriff Schrift nicht vor, da er eigentlich nicht richtig ist. Das, was wir üblicherweise unter einer Schrift verstehen, wird Schriftart genannt. Jede Schriftart besitzt einen rechtlich geschützten Handelsnamen wie Helvetica oder Times Roman.
Die Zahl der Schriftarten, die jemals von irgendeinem Designer oder Schriftsetzer erfunden wurden, ist unglaublich groß. Häufiger benutzt werden ein paar hundert Schriftarten. Um die Vielfalt der existierenden Schriftarten zu überblicken, treffen Schriftsetzer ein paar Unterscheidungen.
Antiquaschriften und Groteskschriften Eine serifenlose Schrift ist gerade geschnitten, wie Schriftsetzer sagen. |
Diese Unterscheidung bildet die zwei großen Schriftfamilien der Antiquaschriften mit Serifen und der serifenlosen Groteskschriften. Eine dritte Schriftfamilie sind die recht seltenen Frakturschriften, die fast nur noch von einigen Zeitungen für ihren Titel benutzt werden und recht altertümlich aussehen.
Titelschriften und Brotschriften
Eine zweite Unterscheidung betrifft nicht das Aussehen, sondern den Einsatzbereich der Schriftarten. Hier werden Titelschriften von Brotschriften unterschieden. Eine Brotschrift ist die Grundschriftart für den eigentlichen Lesetext. Hierfür werden üblicherweise nur einige Antiquaschriften benutzt. Die bekanntesten Brotschriften sind Times Roman, Garamond, Palatino und Caslon.
Der große Rest der Schriftarten werden fast ausnahmslos nur als Titelschrift eingesetzt. Wie der Name andeutet, werden sie für Überschriften, Logos und ähnliche Dinge benutzt. Neben der bekannten Helvetica sind Folio, Avenir, Industria oder Blippo einige typische Vertreter dieser Gattung.
Die zweite Einteilung ist noch weniger klar als die Erste. Niemand hindert Sie daran, eine Überschrift in Times Roman zu setzen oder einen Text in Industria. Allerdings sind die meisten Titelschriften in kleinen Größen fast unleserlich, da sie nur für das Setzen in großen Schriftgrößen gedacht sind.
Schriftschnitte
Die beiden Einteilungen nach Antiqua- und Groteskschriften sowie nach Titel- und Brotschriften verallgemeinern das gigantische Schriftenangebot. Es gibt jedoch auch einen Begriff, nach dem die einzelnen Schriftarten noch genauer beschrieben werden können: der Schriftschnitt.
Kursiv und fett sind die bekanntesten Schriftschnitte. Andere Schriftschnitte sind „Compressed" (für in die Länge gezogene Zeichen) oder „Light" (für Zeichen mit sehr dünnen Linien). Ein Schriftschnitt ist eine Variante derselben Schriftart. Bei der Textverarbeitung wird anstatt vom Schnitt häufig vom Stil oder vom Attribut einer Schrift gesprochen.
Schriften am Computer
Für Schriften am Computer gibt es noch eine zweite Definition: „Eine Schriftart ist eine Menge an Informationen über den Aufbau und die Größe der druckbaren Zeichen". Diese Antwort ist technisch und gibt Auskunft über die Art und Weise, wie Computer und der Drucker mit den Schriften umgehen.
Rasterschriften vs. Vektorschriften
Rasterschriften sind Schriften, die als Menge von Druckpunkten (also als Punktraster) gespeichert sind. Der Drucker erhält durch sie die Information, an welchen Stellen er das Papier schwärzen muss, um ein Zeichen darzustellen.
Der Nachteil dieser Schrifttechnik ist, dass jede einzelne Schriftgröße und jeder Schnitt einzeln vorhanden sein muss - andernfalls können nur wenige Schriftformatierungen benutzt werden. Dies ist der Grund, warum Rasterschriften nur noch selten benutzt werden.
Vektorschriften bieten in einer einzelnen Datei alle Schriftgrößen und werden sowohl am Bildschirm als auch auf dem Drucker in sehr guter Qualität ausgegeben. TrueType- und andere Vektorschriften sind eigentlich bloß mathematische Informationen über das Aussehen der Zeichen einer Schriftart.
Diese Art der technischen Darstellung einer Schrift hat einen großen Vorteil: Es können jederzeit alle Schriftgrößen abgeleitet werden. Das Vergrößern eines Schriftzeichens heißt in technischer Sprache „Skalieren", und aus diesem Grunde heißen Vektorschriften manchmal skalierbare Schriften.
Ein Dokument muss lesbar sein
Der Knackpunkt bei der Gestaltung eines Dokuments ist die Lesbarkeit. Dafür gibt es einige Regeln:
Regel 1: Harmonische Seitenränder einstellen
Stellen Sie die Seitenränder „harmonisch" ein. Eine gute Lösung für die meisten Dokumente sind je 2 Zentimeter oben und rechts, und je 3 Zentimeter links und unten. Der breite linke Rand ist für den Fall, dass das Dokument geheftet oder gebunden wird: Ein Textblock, der nahe am „inneren" Rand liegt, wirkt störend. Unten sollte ein etwas breiterer Rand sein, damit die Seite kompakter wirkt.
Regel 2: Kopfzeilen begrenzen den Textblock
Falls Sie Kopf- oder Fußzeilen benutzen, so sollten sie genau auf dem festgelegten Randmaß beginnen. Zwischen Kopfzeile und Textkörper muss ein freier Zentimeter sein. Wenn die Kopfzeile mit einem Unterstrich ausgestattet ist, reicht auch ein halber. Aber verzichten Sie darauf, auch die Fußzeilen mit Strichen auszustatten. Das nimmt den Text in die Zange und ist nicht besser lesbar.
Regel 3: Wenige Schriftarten benutzen
Benutzen Sie nicht zu viele verschiedene Schriftarten. Zwei Schriftarten reichen in den meisten Fällen aus: Eine serifenlose Schrift für Überschriften, eine Serifenschrift für den restlichen Fließtext. Der Vorteil einer serifenlosen Schrift bei Überschriften: Beim Durchblättern springen sie schnell ins Auge.
Regel 4: Wenige Schriftattribute benutzen
Verzichten Sie auf den exzessiven Gebrauch von Schriftattributen. Begrenzen Sie sich auf Fett und Kursiv, und benutzen Sie die Attribute nur, wenn sie unbedingt nötig sind. Unterstrichener Text ist ein Relikt aus den Zeiten der Schreibmaschine und damit tabu.
Regel 5: Schriften richtig kombinieren
Nicht alle Schriftarten können Sie gemeinsam nutzen. Zum Beispiel sollten Sie möglichst keine verschiedenen Brotschriften in einem Dokument einsetzen. Auch Titelschriften lassen sich nicht beliebig kombinieren: Für die Hauptüberschrift haben Sie jeden Freiraum, falls Sie aber eine andere Titelschrift für Unterüberschriften wünschen, sollten Sie eine „einfache" Arial benutzen.
Regel 6: Harmonische Schriftgrößen und Zeilenabstände
Für eine Schrift in 10 Punkt Größe ist ein Zeilenabstand von 12 Punkt üblich, für eine 12-Punkt-Schrift 14 Punkt. In besonderen Fällen können Sie den Zeilenabstand auch vergrößern.
Dabei gilt die Faustregel: Je breiter die Textspalte, desto größer kann der Zeilenabstand werden. Bei „einspaltigen" Dokumenten ist die Textspalte unter Umständen 15 Zentimeter breit. Hier können Sie einer 12-Punkt-Schrift auch 16 Punkt Zeilenabstand geben.
Dies gilt auch für die Schriftgröße: Je breiter die Textspalte, umso größer darf die Schrift werden. Bei einer DIN-A4-Seite mit nur einer Textspalte sollten Sie auf jeden Fall 12-Punkt Schriftgröße vergeben.
Woher bekomme ich Schriften? Arial, Times, Verdana, diese Schriften kennt jeder und jeder hat sie auf seinem PC.
In unserem Download Archiv finden Sie eine große Anzahl an kostenlosen Schriftenpaketen die wir Ihnen zur Verfügung stellen. Eingebunden in einen Browser, der es Ihnen einfach macht alle Schriften und das Schriftbild zu sehen. Eine Installation einer Schrift erfolgt ebenso einfach und bequem über den Browser. |
Jedes Paket enthält 20 Schriften, teilweise ganze Schriftenfamilien, in Schmal, Fett, Kursiv und allen Variationen, von Serifen, San-Serifen, Modern, Alt. In diesem Archiv finden auch Sie Ihre ganz persönliche Schrift.